Thementag

Am Thementag an der Europaschule zu Menschenrechten erfahren die Schüler, wie Ausgrenzung, Hass und Ausbeutung verhindert werden kann

Mit dem sogenannten Schicksalstag der Deutsch, dem 9. November, sind historische Ereignisse verknüpft, die die deutsche Geschichte geprägt haben. Dazu zählen die Reichspogromnacht 1938 sowie der Mauerfall 1989. Für Hemer gibt es den Tag der Befreiung des Kriegsgefangenen- bzw. Mannschaftsstammlagers StaLag VI A am 14. April. Aus diesem Anlass widmet die Europaschule seit ihrer Gründung einen ganzen Tag jahrgangsbezogenen Themen wie Menschen- und Kinderrechte, Ausgrenzung, Extremismus sowie der Verfolgung jüdischer Menschen in Hemer. Hieraus ist vor zwei Jahren der Antrag der Schülervertretung entstanden, zum Erinnern und Gedenken an die aus politischen, religiösen, biologischen und weiteren vielschichtigen Gründen Verfolgten und Ermordeten durch das NS-Regime Stolpersteine in Hemer zu verlegen (wir berichteten).

Der Jahrgang 9 befasste sich intensiv mit der Geschichte der jüdischen Bevölkerung Hemers aus Grundlage der Erkenntnisse aus dem Buch Juden in Hemer – Auf den Spuren Ihres Lebens von Hans-Hermann Stopsack, Wilhelm Gröne und Peter Klagges und besuchte anschließend den jüdischen Friedhof am Perick sowie das “Scherbendenkmal” in unmittelbarer Nähe.

Ein Aussteiger aus der rechten Szene berichtet gegenüber den Schülern der Klassen 10, wie schnell er in die Szene gerutscht und wie er dort wieder mühsam herausgekommen sei. Das war für alle sehr beeindruckend und hat sicherlich einige Male Erschrecken verursacht. Das Ziel ist, dass die Schüler Anwerbeversuche der rechten Szene erkennen, die Strukturen verstehen und selbstverständlich sachlich und argumentativ Gegenpositionen beziehen können.

Das Theaterstück Die Welle, das alle Schüler des Jahrgangs 8 bereits einen Tag zuvor vom Darstellen und Gestalten Kurs live auf der Bühne gesehen haben (wir berichteten), war Thema in der Mittelstufe. Das Schauspiel verdeutlicht sehr anschaulich, wie schnell extremistische Haltungen und Handlungen durch Gruppenzwang und Ideologien in allen Gesellschaften und Gruppen entstehen können.

Die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 6 erfuhren viel über das Stalag VI A und waren zum Teil sehr überrascht, dass der Sauerlandpark eine schreckliche Vergangenheit hatte. Wilhelm Gröne vom Verein für Hemeraner Zeitgeschichte führte dazu die Klassen durch den Stalag Gedenk- und Informationsort. Der Thementag der Sechstklässler endete mit einem Gang zum Massengrab auf dem Duloh.

Dem Thema Menschen- und Kinderrechtsverletzungen näherten sich die Kinder der Klassen 5 eindrucksvoll, indem sie sich selbst experimentell in die Lage eines Kindes begaben, das im Akkord Papiertüten falten musste und nur wenig Geld dafür bekam. Vielen wurde nun dadurch sehr deutlich, welches Unrecht Menschen und vor allem auch Kindern getan wird, die für den täglichen Bedarf in Deutschland in vielen Ländern der Welt ausgebeutet werden.

Wie es sich natürlich für eine Europaschule gehört, stand in diesem Jahr für die Jahrgänge 12 und 13 eine Podiumsdiskussion zur bevorstehenden Europawahl im Juni 2024 an. Die Oberstufen diskutierten mit den Politikern (auf dem Foto v.l.) Arne Hermann Stopsack (FDP), Wolfgang Römer (CDU), Birgit Sippel (SPD), welche außerdem Mitglied des Europäischen Parlaments ist, und Finn Jäker (Die Grünen) ihre persönlichen Fragen, die von Nida-Nur Döleker und Manuel Ganzer professionell moderiert wurden. Die Schüler konnten den Politikern Fragen stellen und sich über europäische Themen und Parteiprogramme informieren. Die Themenschwerpunkte der Diskussionsrunde, bei der auch das eine oder andere Mal lautstärker auf dem Podium zuging, waren Sicherheit in Europa und die europäische Migrations- und Asylpolitik. Einen weiteren Diskussionspunkt gab es in Bezug auf die Energiepolitik, wobei unter anderem auch Themen wie Atomkraft oder die mögliche Einführung des Tempolimits heiß diskutiert wurden.

Letztendlich konnte sich jeder Schüler ein Bild der verschiedenen Grundhaltungen der jeweiligen Parteien machen. Trotz einer hitzigen Diskussion konnten alle Politiker am Ende des Tages Finn Jäkers Abschlussworten zustimmen, dass egal welche Partei am Ende von den Schülern gewählt wird, es wichtig sei, dass die Parteien einem demokratischen Grundgedanken folgen und dieser auch weiterhin bestehen bleiben sollte. Aus diesem Grund sei es wichtig, zur Europawahl 2024 zu gehen und sich für eine demokratische Partei zu entscheiden, so resümierten alle Parteivertreter die Veranstaltung am Ende.

Es war für alle Schüler der Schule ein ereignisreicher Tag, der sicherlich nachwirken und so schnell nicht vergessen wird.

Foto Stalag und Duloh: Sandra Fürst

Europadiskussion: Kai Hartmann