Mathe sicher können

„Einige Schüler:innen weisen im Laufe der Sekundarstufe I immer größere mathematische Schwierigkeiten auf. Eine zentrale Ursache für Probleme in der Sekundarstufe I ist bereits in der Grundschule zu suchen. Wie die Grundschulstudie TIMSS 2011 gezeigt hat, verfügen nahezu 20% der Schüler:innen am Ende der Grundschulzeit allenfalls über elementare mathematische Fähigkeiten und Fertigkeiten“ (Selter, Prediger, Nührenbörger, Hußmann 2019). Dieser Gruppe wird das mathematische Lernen in der Sekundarstufe I aufgrund des Spiralcurriculums erhebliche Probleme bereiten (Selter et al. 2012). Um die bereits in der Grundschule entstandenen Wissenslücken zeitnah zu schließen, muss eine Förderung der in Mathematik schwachen Schüler:innen an den Verstehensgrundlagen ansetzen und substantielle Aufarbeitungsmöglichkeiten bieten“ (Prediger, Freesemann, Moser Opitz & Hußmann 2013).

Hier knüpft das Projekt „Mathe sicher können“ an, das in Zusammenarbeit mit den Universitäten in Freiburg, Münster und Berlin an der TU Dortmund entwickelt und erprobt wurde. Es stellt die diagnosegeleitete Förderung leistungsschwacher Schüler:innen im Fach Mathematik in den Fokus, indem ihnen forschungsbasierte und praxiserprobte Diagnose- und Fördermaterialien zur Sicherung mathematischer Basiskompetenzen der Primarstufe geboten werden. Im Fokus steht dabei nicht eine unterrichtsbegleitende Förderung, die Verständnisschwierigkeiten in Bezug auf die aktuellen Fachinhalte aufarbeitet. Vielmehr geht es darum, Wissenslücken, die bereits in der Primarstufe entstanden sind, zu schließen. Dabei basieren alle Materialien auf den folgenden drei Leitideen (Selter, Prediger, Nührenbörger, Hußmann 2019):

1)    Diagnosegeleitetheit

Kenntnisse und Vorstellungen der Lernenden werden mittels Standortbestimmungen erhoben, um diese daran anschließend gezielt zu fördern.

2)    Verstehensorientierung

Nachhaltiges und sinnstiftendes Lernen orientiert sich am Aufbau von Verständnis; dazu gehört der Rückbezug auf motivierende außermathematische Kontexte und vor allem auf strukturelle, innermathematische Vorstellungen und Darstellungen.

3)    Kommunikationsförderung

Der Aufbau von Verständnis bedarf gerade bei schwächeren Lernenden der Kommunikation untereinander und mit der Lehrperson. Die Materialien wurden auf wissenschaftlicher Basis und in enger Zusammenarbeit mit zahlreichen Projektschulen erprobt und weiterentwickelt.

Die Europaschule am Friedensparkt führt zu Beginn des Schuljahres im gesamten Jahrgang 5 ein diagnosegeleitetes Testverfahren durch, um besonders leistungsschwache Schüler:innen im Fach Mathematik zu ermitteln. Diesen wird im Anschluss in Kleingruppen mit maximal 8 Schüler:innen eine Matheförderung auf Grundlage der Materialien und des Konzepts „Mathe sicher können“ angeboten. Nach erfolgreicher Teilnahme an dem Projekt wird mit den Schüler:innen ein Re-Test durchgeführt, um den Kompetenzzuwachs zu diagnostizieren. Auf Grundlage dieser Daten wird das Förderangebot in Jahrgang 6 weitergeführt.

Ansprechpartnerin in diesem Arbeitsbereich ist Frau Marie Held.

Literatur

Selter, C.; Prediger, S.; Nührenbörger, M.; Hußmann, S. (2019): Mathe sicher können. Handreichungen für ein Diagnose- und Förderkonzept zur Sicherung mathematischer Basiskompetenzen (Natürliche Zahlen). Berlin: Cornelsen Schulverlage GmbH, 6-11.

Prediger S.; Freesemann, O.;  Moser Opitz, E.; Hußmann, S. (2013): Unverzichtbare Verstehensgrundlagen statt kurzfristige Reparatur- Förderung bei mathematischen Lernschwierigkeiten in Klasse 5. In: Praxis der Mathematik in der Schule 55(51), 12-17.

Selter, C.; Walther, G.; Wessel, J.; Wendt, H. (2012): Mathematische Kompetenzen im internationalen Vergleich: Testkonzeption und Ergebnisse. In Bos, W.; Wendt, H.; Köller, O.; Selter, C. (Hrsg.): TIMSS 2011. Mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenzen von Grundschulkindern in Deutschland im internationalen Vergleich. Münster: Waxmann, 69-122.